Heimo Zobernig: Video, Installationsansicht
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Heimo Zobernig: Video
Installationsansicht

Heimo Zobernig: Video

6.4. – 31.5.2008
Strausberger Platz, Berlin

Eröffnung: 6.4.2008, 12 – 15 Uhr
Gallery Weekend: 2. – 4.5.2008, 12 – 18 Uhr

Die Publikation Heimo Zobernig: Video ist über unsere Website erhältlich.

Die Arbeit von Heimo Zobernig, für den „Kunst ein Suchen in unterschiedlichen Medien“ ist, kann man nur schwer auf einen Punkt bringen. Zu vielfältig sind die Bereiche, die den 1958 geborenen, österreichischen Künstler interessieren. Im Zusammenhang mit seinen Skulpturen und Bildern wird im allgemeinen auf De Stijl, Neogeo und die amerikanische Minimal Art verwiesen, deren einfache Kuben, Quader und Stelen tatsächlich bei Zobernig wieder auftauchen. Bevorzugte Materialien sind neben der Leinwand, auf der er eigene Farbtheorien durchdekliniert, seit langem Pappe, Sperrholz oder Styropor. Als zentrale, weil immer wiederkehrende, Themen seiner Arbeit könnte man Raum, Farbe, Text und moderne Kunst nennen, als künstlerischen Ansatz einen rational-intellektuellen Pragmatismus.
Mit 17 vom Künstler ausgesuchten Videos gibt Haubrokshows in Berlin erstmals einen umfassenden Überblick über das Videowerk von Heimo Zobernig. Viele dieser Videos wirken irritierend, scheinen unsicher oder ungelenk, muten uns Leerstellen zu oder drohen ins Lächerliche zu kippen. Sie sind von den fixen Kameraeinstellungen und überwiegend in Echtzeit entstehenden Aufnahmen bis hin zur minimalen Dramaturgie betont schlicht und damit im wesentlichen nah an den Reduktionsstrategien seiner Bilder und Skulpturen. Das schamlose Posen des Künstlers als Selbstdarsteller in bizarren Verkleidungen hingegen entstammt der zwiespältigen Struktur der Peinlichkeiten einer performativen Praxis. Durch die krude Anwendung der Chromakey-Technik, einem Verfahren, das nahezu in jeder Film- und TV-Produktion zur Anwendung kommt, wird dieselbe als Mittel der Verfremdung sichtbar. Gleichzeitig sind die Handlungsstränge so eindimensional wie die Kostüme rudimentär. Trotz dieses geradezu demonstrativ auf allen ebenen zur Schau getragenen Dilettantismus sollte man nicht dem Irrtum verfallen, die schwarzen Monitorboxen, wichtig für den essentiell skulpturalen Charakter vieler seiner Videos, als ironische Distanzzonen zu interpretieren. Vielmehr benutzt Zobernig auch im Film Objektivierung als Mittel, mediale Prägungen im Kunstbetrieb zu analysieren.
Schon in den früheren Videos Nr. 1, Nr. 2 und Nr. 3, in denen sich Zobernig herrlich burlesk in einer absurden Langhaarperücke präsentiert, deutet sich ein struktureller Angriff auf das Wesen der Kunst selbst, besonders auf dessen mystische Symbole und häufig transzendente Absichten an. Die nur jeweils sechs Minuten langen Filme sind in ihrer unübersehbaren leiblichen Zurschaustellung des Künstler-Subjekts als Paraphrase schöpferischer Selbstvergewisserung durch extrem introvertierten oder umgekehrt extrovertierten Körpereinsatz zu verstehen, wie er bei den Pionieren der Videokust – beispielsweise Bruce Naumann – dominierte. Die Rolle des Künstlers als Clown – ein seit dem 19. Jahrhundert unausrottbares Klischee – ist in diesen Filmen bereits angelegt und wird im Laufe der Jahre von Zobernig immer wieder kultiviert. Im folgenden Video Nr. 4 ordnet er sich sogar ein Spiegelbild zu, das in minimalen zeitlichen Abständen die Grimassen und faxen des Originals nachmacht. Dieser Verzögerungseffekt trat früher regelmäßig bei Fernseh- und Rundfunkübertragungen über große räumliche Distanzen auf und wurde in der Videokunst in closed-circuit-Anordnungen wie in Dan Grahams Body press (1970) oder dem späteren Two rooms/reverse video delay (1974) genutzt. Wie skeptisch Zobernig der allegorischen Dimension der frühen Videoarbeiten und ihrem pathetischen Symbolismus gegenübersteht, erkennt man in seinem Video Nr. 12. 1996 für seine Ausstellung in Chicago gemacht, zeigt es den Künstler nackt in einem Korridor, auf dessen Wände Panoramaschwenks der Stadt projiziert werden. Dem wilden Perspektivenwechsel um sich herum begegnet er ungerührt und gelassen genug, um hin und wieder zu gymnastischen Übungen anzusetzen. Bedingt durch die äußerst unperfekte Anwendung der Blue-Box-Technik verschwimmen seine Konturen dabei immer wieder bis zur Unkenntlichkeit. Erneut setzt Zobernig im Video Nr. 12 Dilettantismus gegen herrschende Tendenzen – hier die in den 1990er Jahren zunehmenden visuellen Überwältigungsstrategien der Film- und Videokunst – auf die er in den Projektionen durchaus anspielt, sie aber letztlich vermeidet. Die Möglichkeit, die ihm sein absichtvolles Dilettieren eröffnet, nutzt er vielfach, mittlerweile operiert er mit seinen anachronistischen Mitteln schon so lange auf dem Feld der Bildmanipulation, dass er von den mehr und mehr dominierenden, technikverliebten Videoinstallationen heute weiter denn je entfernt ist.
Genussvoll steigert Zobernig diese Distanz im laufe der Zeit, beharrt auf Einfachheit nicht wegen einer sophistischen Schlusspointe, sondern weil er präzise die Voraussetzungen – auch des eigenen – künstlerischen Schaffens aufdecken will. Damit ordnen sich seine Videowerke gleichrangig neben sein übriges künstlerisches schaffen ein, in dem er seit den 1980er Jahren Konventionen visueller Sprachlichkeit von Kunst analysiert.

Susanne Prinz

Heimo Zobernig: Video, Installationsansicht
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Heimo Zobernig, 38 (1992)
Heimo Zobernig, 38 (1992)
Heimo Zobernig, 38 (1992)
Heimo Zobernig
38, 1992
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Heimo Zobernig, Nr. 21 (2003)
Heimo Zobernig, Nr. 21 (2003)
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Heimo Zobernig
Nr. 21, 2003
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Werkliste

Heimo Zobernig
Le désir de la beauté, 2006

Heimo Zobernig
Nun das…, 2006

Heimo Zobernig
Stage management, 2004

Heimo Zobernig
Nr. 21, 2003

Heimo Zobernig
Video / Kino, 1999

Heimo Zobernig
Nr. 17, 1998

Heimo Zobernig
Nr. 12, 1996

Heimo Zobernig
Nr. 14, 1996

Heimo Zobernig
Nr. 9, 1995

Heimo Zobernig
Nr. 10, 1995

Heimo Zobernig
Nr. 11, 1995

Heimo Zobernig
38, 1992

Heimo Zobernig
Avoidance im Studio, 1992

Heimo Zobernig
Videoedition für Texte zur Kunst, 1991

Heimo Zobernig
Nr. 2, 1989

Heimo Zobernig
Nr. 4, 1989

Heimo Zobernig
1 de nada, 1981