Ausstellungstext Neues Museum Nürnberg:
Auf den ersten Teil von Out of Order folgt mit dem zweiten ein ebenso umfangreicher Querschnitt durch die Sammlung Haubrok. Um die 90 Werke von abermals circa 50 KünstlerInnen lenken das Augenmerk dieses Mal auf eine der Kunst ureigene Form: Das an der Wand angebrachte Bildobjekt. Dass nicht die Darstellung von etwas im Vordergrund steht, sondern sich das Bild auch immer als materielles wie kontextgebundenes Ding selbst zeigt, kann als Ankerpunkt für viele der vertretenen konzeptuellen Herangehensweisen gelten.
Wie schon in Teil 1 begegnen uns künstlerische Positionen, die das Tradierte aufrufen, indem sie es subversiv weiterentwickeln. Sie tun dies, indem sie Aspekte der Autorschaft, Produktion, Materialität und der Strukturen des institutionellen Ausstellungswesens bewusst herausstellen und so zum Inhalt ihrer Arbeiten machen.
Karin Sanders Mailed Painting 109 (Bonn – Düsseldorf – Berlin – Dresden – Berlin – Nürnberg) (2020) etwa steht ganz im Zeichen abstrakter Malerei. Allerdings kommt diese Malerei nicht allein durch die Hand der Künstlerin zustande, sondern durch die am Werk vollzogenen Handlungen im Vorfeld von Ausstellungen: Das Bild entsteht durch die zufälligen Spuren seines unverpackten Transports und wird damit zum Abbild sonst verborgener Arbeit.
Andere künstlerische Strategien umfassen das an Werbung erinnernde Entwickeln eines Logos, Reproduktionstechniken wie Kopieren und Drucken, Erzeugnisse wie Poster oder aber Fotografien, die wie abstrakte Malerei erscheinen, weil sie ihren chemischen Herstellungsprozess zeigen, vorgefundene Objekte wie Rampenstoßfänger, die als Readymades zum Bild werden, aber auch scheinbar traditionelle Formen wie gestische Malereien. Bewusst ist ein Großteil der KünstlerInnen in beiden Ausstellungsteilen vertreten. So entsteht eine inhaltliche Klammer, die die Möglichkeit zur erneuten Begegnung mit Bekanntem, wie auch zum Entdecken überraschend vielfältiger Ausdrucksformen bietet.
Ein weiteres Mal wird die Inszenierung der Sammlung Haubrok im Neuen Museum zum Ausdruck eines experimentellen Ausstellens: Waren in Teil 1 alle Exponate gleichmäßig und damit gleichwertig im Raum verteilt, so dürfen wir uns in Teil 2 auf Präsentationsformen freuen, die von den künstlerischen Positionen ebenso inspiriert sind wie von der Geschichte des Sammelns und Ausstellens selbst.
Veranstaltungsseite des Neuen Museums Nürnberg
Ein besonderes Scharnier zwischen den beiden Ausstellungsteilen Out of Order: Teil 1 und Teil 2 bildet die Arbeit The Lightning and Its Flash (Solo for Conductor) (2011/2020) von Ari Benjamin Meyers, die in Teil 1 allein in Form einer Partitur zu sehen ist, während sie in Teil 2als Installation erscheint. Dazwischen liegt am Eröffnungsabend von Teil 2 die tatsächliche Performance: Meyers führt das Solo für einen Dirigenten vor seinem Publikum auf, das vor ihm anstelle eines Orchesters sitzt. Die von ihm dirigierte Musik entsteht allein in der Vorstellung der Zuhörenden. Das Werk ereignet sich in ca. 30 Minuten in der Interaktion. Einzig Meyers Gesten sind zu sehen, ansonsten ist es die Erfahrung von Stille in der besten Tradition der Konzeptkunst.
Werkliste
Richard Artschwager
Blp, 1967/2020
Martin Boyce
Sounds and Silences Wrought into Iron and Air, 2011
Martin Boyce
Thoughts that Breathe, 2011
Martin Boyce
Phantom Limb 2003 (Sister), 2003
Tom Burr
Put Down, 2016
Henry Codax
untitled (black), 2014
Henry Codax
untitled (white), 2011
Martin Creed
Work No. 1262, 2011
Jeroen de Rijke & Willem de Rooij
Grey Scale; Bouquet VI, 2005
Willem de Rooij
Black to Black, 2011
Jimmie Durham
The World, 2017
Cerith Wyn Evans
Katagami Screen 4, 2015
Günther Förg
untitled, 1996
Mario García-Torres
N.D., 2016
Rodney Graham
untitled, 2005
Rodney Graham
Concordance to the Standard Edition: Six Reference Desks in Oak, Volume 4 (M-P), 1992
Wade Guyton
untitled, 2006
Wade Guyton
Acria #8, 2003
Wade Guyton
Acria #12, 2003
Wade Guyton
Acria #17, 2003
Wade Guyton
Acria #19, 2003
Wade Guyton
Acria #24, 2003
Wade Guyton
Acria #25, 2003
Wade Guyton & Kelley Walker
untitled (Bone), 2005
Wade Guyton & Kelley Walker
untitled (Ketel I), 2005
Wade Guyton & Kelley Walker
Domaine White, 2004
Lone Haugaard Madsen
untitled, 2011
Lone Haugaard Madsen
Raum #260–4, 2010
Lone Haugaard Madsen
Raum #260–33, 2010
Lone Haugaard Madsen
Raum #241–1 Zeichnung, 2009
Georg Herold
No Disaster III, 1988
Georg Herold
untitled, 1988
Callum Innes
Agitated Vertical White, 1995
Emily Jacir
From Paris to Riyadh (Drawings for My Mother) Juin / Juillet 1990, 1999–2001
Imi Knoebel
Pinguin, 1992
Imi Knoebel
untitled, 1990
Scott Lyall
Pedagogical Fidelitiy (pf3), 2004–2007
Park McArthur
Passive Vibration Durometer Facts 8, 2018
Rodney McMillian
untitled (aus der Serie The Clampetts), 2010
Ari Benjamin Meyers
The lightning and its flash (Solo for conductor), 2011/2020
Jonathan Monk
22 Portraits of Axel Haubrok, 2006
Jonathan Monk
My Height in HB Pencil, 2002
Simon Mullan
Fritz, 2016
Philippe Parreno
Flickering Labels, 2013/2019
Joyce Pensato
Felix, 2018
Peter Piller
untitled, 2019
Peter Piller
Bürozeichnung „Man sagt, die Wohnung des Chefs sei ganz in weiß eingerichtet“, 2000
Vaclav Pozarek
Kolonien, 2005
Stephen Prina
untitled, Exquisite Corpse: The complete paintings of manet 213 of 556:
„Intérieur (Jeune dans un intérieur)“ (Indoor scene (Indoor scene with young woman)), 1873, formerly in Stockholm, private collection, 2012
Florian Pumhösl
Studie zu „Relief (f. Dresdner Raum)“, 2017
Florian Pumhösl
Monotypien zu „Räumliche Sequenz“, 2012/2013
Florian Pumhösl
Monotypien zu „Räumliche Sequenz“, 2012/2013
Florian Pumhösl
Monotypien zu „Räumliche Sequenz“, 2012/2013
Florian Pumhösl
Monotypien zu „Räumliche Sequenz“, 2012/2013
Florian Pumhösl
Cliché 15, 2012
Florian Pumhösl
Strohgeige, 2011
Florian Pumhösl
Vervielfältigung von Bild No. 27 und Bild No.29, 2011
Florian Pumhösl
Diminution, Serie 2 Glas 4, 2010
Florian Pumhösl
Aushang (#1), 2007
Florian Pumhösl
Aushang (#2), 2007
Daragh Reeves
Everybody Wants a Piece of Dracula, 2003
Michael Riedel
Untitled (Random Bars Horizontal), 2014
Michael Riedel
Printed and Unprinted Posters, 2008
Michael Riedel & Dennis Loesch
Oskar-von-Miller-Straße (2007–2009, Berlin), 2007–2009
Michael Riedel & Dennis Loesch
Verdoppelung und was dazwischen oder nicht — Die Oskar-von-Miller-Straße 16 in der Weydinger Straße 20, 2007
Karin Sander
Mailed Painting 109 (Bonn – Düsseldorf – Berlin – Dresden – Berlin – Nürnberg), 2020
Karin Sander
Gebrauchsbild (FAHRBEREITSCHAFT), 2013
Karin Sander
Tapetenstück, 1995
Gabriele Schmidt Heins
untitled, 1973/1976
Andreas Slominski
untitled, 2008
Andreas Slominski
Die Erde zur gleichen Zeit halb so klein und doppelt so groß, 2005/2014
Wolfgang Tillmans
untitled 6, 2006
Wolfgang Tillmans
Blushes #67, 2000
Kelley Walker
4870 Series, 2009
James Welling
untitled No. 41, 1986
Ian Wilson
The Pure Awareness of the Absolute in Art — A Discussion 15:00, April 28, 2013, 2013
Christopher Wool
untitled, 2001
Haegue Yang
Whatever Being DIN A4, 2006
Heimo Zobernig
untitled, 2017
Heimo Zobernig
untitled, 2016
Heimo Zobernig
untitled, 2015
Heimo Zobernig
FAHRBEREITSCHAFT, 2013
Heimo Zobernig
untitled (Nr. 7), 1999/2012
Heimo Zobernig
untitled, 1993