Die Arbeit des in Los Angeles lebenden Rodney McMillian verfolge ich seit einigen Jahren intensiv. Sein Werk interessiert mich brennend, da Rodney für mich einer der wenigen Künstler ist, deren Arbeiten gleichzeitig politisch scharf und konzeptuell stringent sind. Ihre physische Erscheinung variiert stark. Sie reicht von Schüttbildern bis zu klassischer minutiöser Malerei, sie umfasst Videos, Installationen und Ready-Mades.
Für die Ausstellung am Strausberger Platz hat Rodney ausschließlich Arbeiten aus unserer Sammlung ausgewählt und installiert, die sich mit der politischen und sozialen Situation in den vereinigten Staaten auseinandersetzen.
Die zentrale Arbeit umfasst 18 postminimalistische Skulpturen aus Wellpappe und Panzerband. Diese sargähnlichen Gebilde stören den ungehinderten Eintritt in die Sammlung massiv. Über den aus Pappkartons gebauten Skulpturen thront Unknown #12, das Foto einer Büste eines weißen, die von einer unbekannten Person hergestellt und schwarz angemalt worden war. Die Büste wurde vom Künstler in einem Antiquitätengeschäft gekauft. Der Titel der Arbeit weißt darauf hin, dass es sich bei der Skulptur um eine unbekannte Persönlichkeit handelt, die jedoch so bekannt gewesen sein muss, dass eine Büste hergestellt wurde. Obwohl Rodney jedes Portrait als Unikat versteht, hat er bereits eine Reihe von unknown #… produziert und ausgestellt.
Double Jesus auf der Rückseite der zentralen Ausstellungswand ist ein doppelter Druck einer kommerziell hergestellten Meterware, einer Wolldecke mit einer einfachen Jesus-Darstellung. In der ersten Ausstellung in Los Angeles zeigte der Künstler gleichzeitig Double double Jesus: Die gleiche Arbeit noch einmal, allerdings seitenverkehrt. Die Unterschiede der beiden Arbeiten manifestierte sich im Preis: Double double Jesus war preislich auf den doppelten Wert festgelegt.
Im kleinen Video-Raum wird die Arbeit untitled vorgestellt, die einen Körper, der sich unter einer weißen Bettdecke bewegt, zeigt. Die untitled (Feeders) sind eine raumbezogene Installation. Es sind Futterbehälter, die dazu dienen, domestizierte Tiere „artgerecht“ mit Nahrung zu versorgen. Bei dem Reisebett, das mit einer Comicdecke überworfen wurde, wurden sämtliche Abbildungen mit schwarzer Farbe eliminiert, nur die aggressiven Aussprüche der vermeintlichen Kinderhelden bleiben ausgespart. Ihnen gegenüber hängt ein nahezu klassisches Stillleben: Eine tote Maus am Faden. Diese Arbeit heißt Lilly.
Im letzten Raum ist ein gefundener Teppich aus L.A. an der Wand – quasi als soziales Gemälde – angebracht. Dazu wird ein Video gezeigt, in dem der Künstler Stephen Westfall die programmatische Rede The Great Society von Lyndon B. Johnson aus dem Jahre 1964 holperig und mit unterstützenden Regieanweisungen von Rodney McMillian vorträgt.
Axel Haubrok
Installationsansicht
Installationsansicht
Installationsansicht
untitled (feeders), 2007
Werkliste
Rodney McMillian
Portal (With thanks to Stephen Prina), 2009
Rodney McMillian
untitled (Feeders), 2007
Rodney McMillian
18 boxes, 2006
Rodney McMillian
Unknown #12, 2006
Rodney McMillian
Double Jesus, 2006
Rodney McMillian
untitled (Great Society II), 2006
Rodney McMillian
untitled, 2005
Rodney McMillian
Lilly, 2004
Rodney McMillian
untitled (Landscape II), 2004
Rodney McMillian
Bald eagle, 2002
Rodney McMillian
untitled, 2002