In dieser Ausstellung werden ausschließlich schwarze Arbeiten gezeigt. Naturgemäß wird bei diesen Werken das Erscheinungsbild auf den ersten Blick durch den Umriss geprägt. Diese Shapes werden durch unterschiedliche künstlerische Techniken erzeugt: Sie reichen von minimalistischen Drucken über Fotografien, Materialbilder und Skulpturen bis hin zu Installationen.
Aber „schwarz“ ist noch lange nicht gleich „schwarz“. Durch die jeweilige Materialität ergeben sich die verschiedensten Oberflächen. Das beeinflusst natürlich, wie tief man in eine Arbeit hineinblicken kann. Die akribische Hinterglasmalereien Vervielfältigung von Bild No. 27 und 29 von Florian Pumhösl ist ein Beispiel dafür, das Pigmentbild untitled von Günter Umberg ein anderes.
Für mich ist aber noch ein ganz anderer Aspekt der Arbeiten wichtig: Der Kontext, die inhaltliche Intension des Künstlers, die Geschichte, die hinter der Arbeit steht.
Bei der großen Papierarbeit von Emily Jacir (From Paris to Riyadh (drawings for my mother) Juin / Juillet 1990) ist es die Zeitschrift, die sie ihrer Mutter aus Paris nach Riad mitgebracht hat und bei der sie Seite für Seite die Haut der abgebildeten Models mit Tusche abgedeckt hat, um sie den dort geltenden Regeln anzupassen. Das Kreuz von Wade Guyton (X sculpture) soll ursprünglich den Blick auf einen bestimmten Punkt in der Landschaft richten. In eine Ausstellungssituation geholt besticht bei der Betrachtung aus der Nähe auch die durch die Farbe aufgewühlte Oberfläche. Völlig andere Aspekte der Arbeit werden deutlich.
Der schlaffe Luftballon Balloon aus Ton ist ein Portrait, das Rodney McMillian noch zu Lebzeiten von Michael Jackson geschaffen hat. Die Höhe des Sockels entspricht der Größe des Popstars, die Gestaltung und die Beschaffenheit des Kopfes, der sich im Laufe der Zeit immer weiter auflöst, spricht für sich.
Martin Boyce hat eine Design-Ikone des 20. Jahrhunderts, einen Jacobsen-Stuhl, brachial zerstört und ihn anschließend mit Metallschienen, die Charles Eames zum Bau seiner Aufbewahrungsschränke verwendet hat, in ein äußerst fragiles gGeichgewicht gebracht. gleichzeitig zitiert er mit seinem Mobile (For 1056 endless heights) natürlich Alexander Calder und bringt den zerstörten Stuhl so auch in einen klassischen Kontext der bildenden Kunst.
Daragh Reeves hat die VHS-Kopie des berühmten „Dracula“-Filmes mit Bela Lugosi nach Maßgabe des szenischen Filmschnitts zerschnitten. Herausgekommen ist die Installation Everybody wants a piece of Dracula, bei der man das Blut förmlich die Wand herunterlaufen sieht. Wenn die Tür geöffnet wird, bewegt sich das Tape gespenstisch.
Axel Haubrok
Werkliste
Martin Boyce
Phantom limb (Sister), 2003
Martin Boyce
Mobile (For 1056 endless heights), 2002
Tom Burr
Put down III, 2003
Wade Guyton
Acria #8, 2003
Wade Guyton
Acria #12, 2003
Wade Guyton
Acria #17, 2003
Wade Guyton
Acria #19, 2003
Wade Guyton
Acria #24, 2003
Wade Guyton
Acria #25, 2003
Wade Guyton
untitled, 2008
Wade Guyton
untitled, 2006
Wade Guyton
X sculpture, 2005
Emily Jacir
From Paris to Riyadh (Drawings for my mother) Juin / Juillet 1990, 1999–2001
Rodney McMillian
untitled (From the series The clampetts), 2010
Rodney McMillian
Balloon, 2006
Stephen Prina
untitled, 2008
Florian Pumhösl
Vervielfältigung von Bild No. 27, 2009
Florian Pumhösl
Vervielfältigung von Bild No. 29, 2009
Florian Pumhösl
Aushang #1, 2007
Florian Pumhösl
Aushang #2, 2007
Daragh Reeves
Everybody wants a piece of Dracula, 2003
Davis Rhodes
untitled, 2007
Davis Rhodes
untitled, 2007
Günter Umberg
untitled, 1988/1989
Christopher Wool
untitled, 2001